chez zaro
im Treppenhaus| muffiger Geruch| hallende schritte| eine tür schlägt zu |die wand ist in einem extremen grün gestrichen | der schwanz des hundes kitzelt an meinem bein
ich habe gänsehaut auf den armen| vor dem Haus| ein lautes Knattern| großer LKW fährt vorbei| drinnen sitzt ein grauhaariger mann| er raucht eine Zigarette| der Gestank der Abgase weht mir ins gesicht| in Verbindung mit dem
kalten Wind lässt mich das frösteln| hund zieht an der leine| harter asphaltboden unter meinen dünnen Turnschuhen| himmel ist grau| kleiner vogel rast im Tiefflug an mir vorbei|
ich gehe an einem haus vorbei| es ist unsaniert| zwei fenster im zweiten stock stehen offen| alte frau bringt in gebückter haltung den müll nach draussen| ihre hausschuhe erzeugen schlappende geräusche| sie räuspert sich| es riecht nach regen| und nassem hund| dessen trapsende schritte neben mir| er hechelt ein wenig| biege an der kreuzung ab| nun ist weiches gras unter meinen füßen| hund schnuppert| kleine kiesel und steinchen drücken durch die schuhsohle| ein flugzeug im landeanflug| laut| verkehrsabgase von den autos sind auch hier nochzu riechen| der wäscheservice, an dem ich vorbei gehe| stinkt| ein undefinierbarer geruch| muffig| penetrant|überall kleine hundehaufen| muss ständig auf den boden sehen, um ihnen aus zu weichen| unterführung| dunkel| grau und ein wenig kälter| hund ist nervös| meine schritte hallen| riecht streng| an den wänden sind schmierereien| in einer ecke eine tote maus| sie liegt zusammengerollt an die wand gepresst| leichter ekel| hund zerrt an der leine| er ist angespannt| die leine schneidet in meine hand ein| es ziept ein wenig| junge frau mit einem hund kommt uns entegen| sieht ziemlich ungepflegt aus| schlabberige kleidung| abgekaute fingernägel| weisse dogge daneben| blutunterlaufene augen| sie ist sehr groß und schaut nervös| ein wenig angst| gänsehaut| haare auf meinen armen stellen sich auf| der hund an meiner leine spitzt die ohren| knurrt kaum hörbar|wir machen einen großen bogen um das pärchen| zurück auf der straße| viel verkehr| roter opel rast vorbei| wind hat sich gelegt| ein vogel zwitschert| die abgaswolke des opels nebelt mich ein| husten|
fribble - 2004/10/15 15:42
frau k. sollte unbedingt einen kurs besuchen. vielleicht kann sie sich dann entspannen und sie nahezu perversen zustände an der sogenannten universität gelassen hinnehmen.
der schnöde mammon. die uni hat keine moneten. nun, nichts neues. aber weniger stellen und weniger kurse, dafür mehr forschung, mehr unisport und luxus-hakle-klopapier- das geht?
oder eine hypersanierung eines durchschnittlich belegtem wohnheims. hallo? frau k. denkt sich: herr, schmeiss hirn vom himmel. aber darüber aufregen. es geht langsam nicht mehr.
nur müde die immer dümmer werdenden erstsemester ignorieren, die unfähig sind auch nur drei meter feldweg weit zu denken. immer dämlichere organisatorische fragen stellen. immer mehr werden. zweimal-unterstreicher und randzieher. und eigentlich selbst nicht mehr wissen, was sie eigentlich an diesem ort wollen. kein engagement und kein bisschen aus den kinderschuhen heraus.
ein paar ausnahmen sind der einzige lichtblick. aber auch die werden immer weniger. frau k. spürt langsam eine kolossale angst. deutschland, deine jugend. zum fürchten.
fribble - 2004/10/13 22:32
frau k.s derzeitiges leben ist ein provisorium in quietschgrün.
fribble - 2004/10/12 19:58
frau k. ist kalt. sehr kalt. und der boiler braucht wieder mal ewig, bis das wasser heiss ist. drei löffel müsli. eine kippe. keinen espresso. einen neidischen blick auf den schlafenden herrn v. später verlässt frau k. um 7.34 das haus. und steigt ins ebenso kalte auto. jaja. umweltverpestung. aber man muss ja nicht gleich montag morgen halb erfurt in der straßenbahn angähnen. parkplatzsuche erfolgreich. aber das war auch der einzige lichtblick an diesem trüben morgen. die nächste station- schwarzes brett und gleichzeitig der erste [aber bestimmt nicht letzte] seufzer des semesters. frau k. hat zwei seminare ergattern können. eins zuwenig. die massen an frischlingen, zu erkennen an den ersten zahlen des matrikels, können sich.s aussuchen. tja. was haben sie denn erwartet. abtreten! auf auf. einen platz im italienischkurs krallen. aber nein. eine horde. eine große horde. frau k. folgte dann doch lieber der kleinen gruppe. stuhl erhaschen. zufrieden grinsen. moment- wo ist frau k. sie fragt schnell ihre nachbarin. aaa-ha russisch für anfänger. naja warum nicht. überschaubar. [frau k. steht zwar auf keiner liste, aber man kann ja so kucken als ob] the kursleiter himself betritt den raum. sofort kommt eine schulische atmosphäre auf. und nicht nur die. er beginnt sofort, eine liste auszupacken und namen aufzurufen. frau k. ist weiterhin arglos. zwei auf der liste sind nicht da. ha!- wohl verschlafen. die chancen steigen. der bebrillte russischmensch ist fertig und geht zu den illegalen personen im raum über. und fängt- ja genau. mit frau k. Sie?stehen sie auf der liste [nein] was tun sie dann hier er streckt den zeigefinger vor. will er frau k. am ohr packen. nein. frau k. erklärt die kurs-such-punkte-studium-fertig-machen-und-so sachlage. es hilft ihr nichts- sie und die anderen illegalen müssen gehen. gemein. aber - noch nicht genug gelitten. ein blonder jüngling mit einem trenchcoat bemantelt strebt auf frau k. zu. [die im übrigen mal wieder ihren autoschlüssel sucht] sofort fängt er an, auf sie einzureden. [frau k. ist eh schon gnatzig weil rausgeschmissen worden] es gibt ja noch andere kurse und mädel mach mal nich so.n stress. es ist montag morgen ja. das alles weiss frau k. [im übrigen- frau k. hat gähnend den raum verlassen und nicht um fürsorge a lá armes ersti, sei nicht traurig, gebeten] sie ist kein erstsemester und fängt deswegen lieber montag früh an, aus seminarräumen rausgeschmissen zu werden. das ist immer noch besser, als freitag abend von 18-20 uhr ein seminar namens das menschliche individuum und die technikzu besuchen. aber er lässt nicht locker. frau k. erwidert nur einen satz, nämlich kümmer dich um deineneigenen sch**** er zieht ab, das handy am ohr. frau k. schleicht zum auto. fährt heim. trinkt einen kaffee und holt herrn v. aus dem tiefschlaf. er wehrt sich. verständlich. warum nochmal ist frau k. am montag morgen so früh aufgestanden? willkommen in der realität.
fribble - 2004/10/11 10:12
ist frau k. heute. in einem anfall von kaufrausch hat sie sich vor zwei tagen bei einer klamottenkette mit namen hansi und mausi [jaja. h&m ist nicht unbedingt das ultimative] einen pullover erstanden. schwarrrrz und eng. und alltagstauglich. vielleicht auch, neben der psychischen aufmunterung der frau k. auch zur erbauung des herrn v. geeignet.
dieser pullover ist ein wink. mit einem ganzen lattenzaun. frau k.s kleiderschrank platzt nämlich aus allen nähten. nein- nicht weil sie jede woche loszieht und das wenige geld in stoff investiert. nein- sie kann sich einfach nicht trennen. wer kennt das nicht. da lagern in den tiefen der schubladen sachen, die man seit jahren nicht mehr anhatte. aber wegschmeissen? oder altkleidersammlung. da stäubt sich in frau k. alles. denn irgendwie drängt sich dann eine erinnerung speziell zu dieser klamotte auf. irgendein ereignis, natürlich ungeheuerlich wichtig auf dem bisherigen lebensweg. immer. was für ein schwachsinn. denkt frau k. dann regelmäßig. und fängt in blindem aktionismus an, die erbsen zu ordnen- die schlechten in kröpfchen. sprich in die blaue mülltüte. diese mülltüte verweilt dann ein bis drei tage im k.schen korridor und nach dieser frist muss frau k. natürlich nochmal schauen. schwerer fehler. so finden 90 prozent der optisch als auch zustandsmäßig unzumutbaren teile wieder den weg in den kleiderschrank. jedesmal, wenn ein neues dazukommt, wird ausführlichst über das thema nachgedacht und frau k. ärgert sich über ihre unentschlossenheit. immerhin- frau k. besitzt durchaus kleidungsstücke aus grauer jugendzeit, die sie noch mit großer freude anzieht. auch wenn sie ein loch unter dem arm haben und das schwarz diese farbbezeichnung längst nicht mehr verdient. mein schönes t-shirt, das frau.k.s mutti ihr erstanden hat. in schlechten zeiten und als frau k. noch süsse 14 jahre alt war. hach. wegschmeissen? ach was- her mit einem zusatzschrank.ha!
fribble - 2004/10/07 20:11
vor urzeiten. als frau k. noch ein kind war. da gab es die sogenannten flummis. elastische bälle die wirsch mit ungeheurer wucht durch die gegend sprangen. dops-dops-dops.
in allen farben. vorzugsweise neon-leuchtend.
könnt ihr euch das plastisch vorstellen? gut! nach dieser visualisierungsübung habt ihr eine ungefähre ahnung, in welcher verfassung sich frau k. befindet. ja. wie ein außer kontrolle geratener flummi. neon-farben versteht sich. hibbelig!
denn: morgen kommt herr V. frau k. freut sich...dopsdopsdops.
ha!
fribble - 2004/10/06 22:47
ja. wie erlebte frau k. den tag der einheit. mal überlegen. vor allem mit sarkasmus und kopfschütteln.
folgend in mehreren paragraphen die persönlichen highlights.
-1- mitten auf dem fischmarkt einen autobus gesehen. ein paar sanis davor und ein großes schild obendran, das den bus als Kindersammellager auswies. drinnen waren sowas wie postschliesßfächer. der zweck dieser einrichtung hat sich der frau k. nicht erschlossen- oft dran vorbeigegangen und nie ein einziges kind gesehen. merkwürdig.
-2- ute elephant.ute freudenzwerg. sprich: ute freudenberg. diese gute frau auf der bühne des mdr [gut, was will man erwarten] und natürlich die ewige jugendliebe. lauf! schnell. aber es war kein entkommen. auf frau k.s balkon war sie immer noch deutlich zu vernehmen. sie trat auch nicht nur einmal auf- nein. mehrmals. über den ganzen abend verteilt. angst! einheit war das nicht. das war regression und nostalgie. tz.
-3- lecker essen war frau k. mit eltern. in einem der ältesten restaurants in erfurt. und wie vertreibt man sich die zeit, während man aufs essen wartet. genau: man ordnet die neu hinzukommenden gäste nach wessis und ossis. sehr amüsant. zum tag der deutschen einheit. ha!
-4- polizei. überall. und: zutiefst gelangweilt. die armen. nun- frau k. würde sich auch nicht erfrischt fühlen wenn sie bei schönsten sonnenschein eine kreuzung bewachen muss. wo man doch lieber heim will zu frau und kind, wohnhaft in stuttgart. da kann einem schon das gähnen kommen.
-5- sänitäter. auch überall. aber allein der anblick dieser demotivierten gestalten, die nicht gerade den eindruck von professionalität vermittelten hat wohl viele herzinfarkte verhindert. oh nein. jetzt bloss keinen schwindelanfall. die punktieren dir glatt die lunge. die sanitöter
-6- autoritätsgeilheit. halb erfurt hing an den absperrungen, um münte und co die domstufen hinunter gehen zu sehen. ausgesprochen langweilig. ja- auch frau k. war da. aber eher in der hoffnung, jemanden die stufen hinunterfallen zu sehen. ha! ist leider nicht passiert.
-7- evag vs. staatskarosse
auch in sachen transportmittel für die herren und damen der prominenz kann man eine hierarchie feststellen: die niederen ränge mussten sich in eine eigens für sie bereit gestellte straßenbahn begeben. die vips der vips hingegen schlenderten zu anton, dem chauffeur in der fetten limousine. winkend natürlich.
-8- das bürgerfest.
eher eine kirmes auf untersten niveau. schlechte musik [ausser das berlinzelt der ländermeile]. fressenfressenfressen. nichts weiter.
-9- feuerwerk= lustig. heimweg= weniger lustig. inmitten einer völkerwanderung. vor dem feuerwerk- blaskapellen der franzosen, briten und deutschen. die briten waren wirklich schnuckelig. wenn man über die kaiser wilhelm verkleidung hinwegsieht. und die pickelhaube. der dirigententyp hatte jedenfalls humor. hat den domplatz zum klatschen animiert. ha! frau k. s respekt!
-9- zum abschluss.
frau k. hat sich zu tode gegoogelt. aber ein bild von den domstufen mit armee-musik-corps hat sie nicht auftreiben können. frau k. sass nämlich mittendrin. auf den domstufen.
hätte ein prima spiel werden können- wo ist frau k.?
fribble - 2004/10/06 16:25
frau k. wollte lediglich im eklichen norma [zu faul noch beim geliebten plus vorbeizugehen] ein bisschen apfelsinensaft erstehen. mit zwei tütchen bewaffnet strebt sie dem eingang zu. aber da tat sich plötzlich ein emotionales hindernis auf. ein grüppchen sehr suspekt anmutender männer. das wäre ja kein problem. das problem hat die gestalt einer riesigen weissen dogge. an der kette. uaaaah. frau k. bleibt stehen. in der absicht, zu warten, bis der hund vorbei ist. aber falsch. ganz falsch. der böse beisser zerrt an der kette und kommt unter die magische entfernung von einer zahnbürstenlänge an frau k. heran. und knurrrrt. passiert ist nichts. bis auf das frau k. mit ihren tütchen mordsmäßig schlotterte. nicht schön, das. wahrlich.
fribble - 2004/10/05 17:57
soeben im garten unter frau k.s balkon gelandet- eine junge taube mit halsband. ein paar kollegen hat sie gleich mitgebracht. sie sehen ein bisschen verwirrt aus.
fribble - 2004/10/05 12:00
das beste des vorabends zum glorreichen tag der deutschen einheit waren die dänischen waffeln. aber von anfang an. frau k. freute sich wie wild auf ein konzert am abend. mit ihren eltern. güldener herbst. sie wusste nicht, was für ein konzert es sein würde. dies stellte sich als folgenschwerer fehler heraus. gehofft hatte frau k. auf klassik mit orgel à la bach. oder so. kann man sich ja so zusammenreimen- wenn man hört: michaeliskirche und so. bisschen singerei dazu. da lässt sich die kälte relativ gut ertragen. falsch! es war mittelalterlicher gesang. gut hat frau k. gedacht und sich dabei gregorianische gesänge oder etwas in dieser größenordnung vorgestellt. aber- schon wieder falsch. die erste viertelstunde ging für ankündung und lobpreisen besagter künstler drauf. mittlerweile war es richtig kalt. frau schwante böses. und da kamen sie auch schon. vier männer. zwei frauen. die haben sich abgewechselt und getrenntschlechtlich zwei-vierstimminge latein-christliche liedchen angestimmt. obwohl liedchen die denkbar ungünstigste beschreibung ist. nicht zu leugnen- manches war durchaus - nun- sagen wir mal hübsch. zunehmend hielten sich die sänger jedoch an den vokalen auf. frau k. war bis dahin nicht bewusst, in wie vielen verschiedenen varianten man ein a intonieren kann. so hangelte man sich von buchstabe zu buchstabe. es wurde immer kälter und frau k. immer müder. noch so ein erkenntnisgewinn: bei einschlafproblemen wäre der genuss solcher darbietungen durchaus sinnvoll. da kommt der sandmann garantiert. und nochwas hat frau k. definitiv gelernt: stimmen können technisch perfekt miteinander harmonieren und eine ungeahnte kraft inne haben- für ausdrucksvolle und mitreissende musik braucht es wenig mehr. alles in allem war es wohl eher ein zugewinn historischen wissens. nun weiss frau k. wie und was die leute im mittelalter so gesungen haben.
zur kirchentür hinaus war frau k. müde, unterkühlt und mental erschöpft. glücklicherweise sahen ihre trüben augen einen lecker stand. vielmehr zog der duft sie magisch an. und so rettete die dänische waffel mit zimt und zucker die geistige unversehrtheit der frau k. punkt.
[fortsetzung folgt....]
fribble - 2004/10/04 23:35